Tram-Bilanz

Tramzüge wieder fast so voll wie vor Corona – 651 Kehler Jugendliche fahren kostenlos

Die Tram nach Kehl ist ein Erfolgsprojekt – die Fahrgastenzahlen lagen von 2017 an deutlich über den kühnsten Erwartungen. Vier Millionen Fahrten wurden 2019 gezählt, also vor Beginn der Corona-Pandemie und im ersten Jahr, in dem die Tram bis zum Kehler Rathaus fuhr. Dann kamen Corona und die Grenzschließung. Und die Fahrgastzahlen brachen auf die Hälfte ein. Inzwischen nähert sich die Auslastung der Tramzüge wieder der von 2019.

Tram
Aufgrund der Corona-Pandemie und der Grenzschließung hatten sich die Fahrgastzahlen der Tramlinie D nahezu halbiert. Inzwischen nähert sich die Auslastung wieder dem Vor-Corona-Niveau an.

Samstagvormittag Haltestelle Kehl Bahnhof: Der Bahnsteig ist schwarz vor Menschen, doch die Tram, die am Rathaus losgefahren ist, ist bereits gut besetzt. Nicht alle Wartenden finden Platz in der Straßenbahn und müssen auf die nächste Tram warten. Erneut bleiben Menschen zurück, als sich die Türen schließen. Es ist Weihnachtsmarkt in Straßburg – eine Ausnahmesituation auch in Kehl, weil zusätzlich zu den einheimischen Tramnutzerinnen und -nutzern zahlreiche Touristen in Kehl übernachten oder ihr Auto abstellen und lieber mit der Tram in die Weihnachtshauptstadt fahren. Die Technischen Dienste (TDK), welche die Tram auf dem Kehler Stadtgebiet betreiben und die Straßburger Verkehrsbetriebe (CTS), in derer Regie das komplette Straßenbahn- und Busnetz in Straßburg steht, haben bereits 2017 entschieden, im Advent in der Zeit zwischen 16 Uhr und der Schließung des Weihnachtsmarkts alle Tramzüge nach Kehl zu schicken. Dasselbe gilt an den in Frankreich traditionell verkaufsoffenen vier Adventssonntagen fast ganztags und ebenso wie an allen Samstagen im Jahr von 12 bis 19 Uhr. Sonst wäre das Fahrgastaufkommen nicht zu bewältigen. An gewöhnlichen Wochentagen fährt nur jede zweite Tram auf der die Straßburger Innenstadt durchquerenden Linie D bis zum Rathaus Kehl; die anderen Bahnen enden im Rheinhafenviertel (Port du Rhin) auf französischem Territorium. Vor Corona sind vor allem in der Stoßzeit zwischen 16 und 19 Uhr Tramzüge an der Haltestelle Kehl Bahnhof losgefahren, die ihre Kapazitätsgrenze bereits erreicht hatten.

Vom 16. März bis zum 25. Mai 2020 untersagte die Bundespolizei aufgrund der Grenzschließung den Trambetrieb über den Rhein. Am 26. Mai durfte die Straßenbahn die Haltestelle Kehl Bahnhof wieder anfahren; einsteigen konnten jedoch nur Grenzpendlerinnen und -pendler, also Menschen, deren Wohn- und Arbeitsort auf unterschiedlichen Rheinseiten lagen. Erst vom 15. Juni an bediente die Tram wieder alle Kehler Haltestellen und die coronabedingten Restriktionen für Aufenthalte auf der jeweils anderen Seite der Grenze wurden gelockert. Zwei Millionen Tramfahrten über den Rhein wurden 2020 gezählt und auch 2021 blieb die Zahl der Fahrgäste auf diesem Niveau. Grund dafür waren die vielfältigen Einschränkungen von Besuchen im jeweils anderen Land im Zusammenhang mit den Pandemieregelungen, wie die Schließung von Geschäften, die keine Waren des täglichen Bedarfs verkauften, sowie von Gaststätten, Ausgangssperren oder Quarantäneverpflichtungen.

Seit dem 1. September 2021 können Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis einschließlich 17 Jahren das komplette Tram- und Busnetz der CTS – inklusive der Tram auf Kehler Gemarkung – kostenfrei nutzen, wenn sie ihren Wohnsitz auf dem Gebiet der Eurométropole de Strasbourg oder in Kehl haben. Sie müssen dafür nur unter Abonnements - CTS : Compagnie des Transports Strasbourgeois (cts-strasbourg.eu) ein kostenloses Badgéo beantragen (das ist auch in deutscher Sprache möglich) und schon kann es losgehen. 651 Kehler Kinder und Jugendliche machten Ende November von diesem Angebot Gebrauch – das sind 10,8 Prozent der Berechtigten. Die Zahl der Monatskarteninhaberinnen und -inhaber unter den Kehler Jugendlichen hat sich damit verzehnfacht, seit die Karte nicht mehr bezahlt werden muss. Insgesamt profitieren inzwischen fast 70 00 Minderjährige vom kostenlosen Badgéo – sie sind für 20 Prozent des gesamten Fahrgastaufkommens im CTS-Netz (einschließlich des Kehler Tramabschnitts) verantwortlich. Die Kosten für die Aktion tragen die Eurométropole de Strasbourg und die TDK jeweils für die unter 18-Jährigen auf ihrem Territorium. Verbunden damit wird die Hoffnung, dass Jugendliche, die den ÖPNV genutzt haben, dies auch im Erwachsenenalter weiterhin tun.

Besonderheiten der Tramlinie über den Rhein

  • Das Fahrgastaufkommen ist samstags am höchsten mit mehr als 18 000 Fahrten. Die Tramlinie D verzeichnet im CTS-Netz die zweithöchsten Fahrgastzahlen (nach der Linie A).
  • In den Sommerferien sinkt das Fahrgastaufkommen viel weniger stark als im übrigen CTS-Netz.
  • Obwohl es in Kehl seit November 2018 drei Haltestellen gibt, steigen die meisten Passagiere am Bahnhof in die Tram (60 Prozent). 21 Prozent der Zustiege erfolgen am Rathaus und 19 Prozent am Läger.